Open-Air Festival Tagebuch 2008
Infos, Spielberichte, Eindrücke, Anekdoten und Bilder vom Theatersport-Festival 2008 im Stadtgarten.
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Freitag, 11. Juli
Die Vorfreude auf das Festival steigt – genauso wie die Zugriffszahlen für diese Homepage. Einige Festival-Gruppen haben bereits das Programm für ihren Auftritt festgelegt. Die Zuschauer dürfen sich auf folgende Theatersport-Disziplinen freuen:
Hier und Jetzt I (spielt am Mo., 14.7. um 18 Uhr):
– Maschine – Erzählchor – Hackordnung – Alphabetspiel – Chorus Line – Dia-Vortrag – Armreden-Diskussion |
Hier und Jetzt II (spielt am Mo., 14.7. um 20 Uhr):
– Marathon – Erzählchor – Hackordnung – Alphabetspiel – Chorus Line – Experte – Dia-Vortrag |
IdeeFix (spielt am Di., 15.7. um 20 Uhr):
– Marathon mit Requisit – Echo-Erzählchor – Synchronisation – Gedicht-Übersetzung – Chorus-Line – Gefühlsachterbahn – Dia-Vortrag – Zappen |
Die Spontanellen (spielen am Mi., 16.7. um 20 Uhr):
– Marathon – Orakel – CD-Sampler – Gefühls-Achterbahn – Das klingt nach einem Lied – Gedichtübersetzung – Musik-Replay |
FREISTIL (spielt am Do., 17.7. um 20 Uhr):
– Alphabetspiel – Zappen – Drehbuch – Reigen – Musik-Replay – Grand Prix |
Beim Champignon-Abend (Fr., 18.7. um 19:30 Uhr) werden gespielt:
– Maschine – Erzählchor – Echo-Erzählchor – Gefühls-Achterbahn – Grand Prix – Armreden-Diskussion – Alphabetspiel – Dia-Vortrag – Zappen – Das klingt nach einem Lied – Genre-Replay |
Sonntag, 13. Juli
Trotz Dauerregens am Sonntagnachmittag ließen es sich weder die Spieler von UNGEFILTERT noch etwa 60 große und kleine Zuschauer nehmen, das 12. Open Air Theatersport Festival gebührend zu eröffnen. Nach einem Warm-Up für Publikum und Spieler trat eine Musikgruppe aus dem Vatikan auf, um ein Lied zum Besten zu geben. Des weiteren folgten u.a. ein überdimensionales Marionettentheater, eine Tupperparty mit Gedicht, Gesang und Ausdruckstanz, und die Vorstellung des neuen CD-Samplers „Biscuitrolle“ mit Musik von Gregorianik bis Death-Metall-Rock’n’Roll. Das Publikum erfuhr in verschiedenen Genres in welchem Zusammenhang bei Sauwetter das indische Bruttosozialprodukt und die Dresdner Frauenkirche stehen. Falls das jetzt nach Absurdem Theater klingen sollte, ja auch das wurde auf Wunsch aus dem Publikum gerne geboten. Nicht nur zur Freude der akustisch benachteiligten Zuschauer in den hinteren Reihen wurde eine Szene auch in Gebärdensprache gedolmetsch. Der Applaus schwoll immer wieder an, der Regen ließ glücklicherweise nach, der Anfang war gemacht, jetzt heißt’s: the show can go on…
Montag, 14. Juli
Der erste Tag ohne Regen ließ bereits die ersten Massen in den Stadtgarten strömen: Bei den beiden Auftritten von Hier und Jetzt I und II kamen bereits je 220-250 Zuschauer und feuerten die blaue und die orange Mannschaft sehr kräftig an. Hier und Jetzt I improvisierte eine Maschine zum Thema „Lego“ (siehe linkes Foto), erzählten und spielten die Geschichte „Der Ameisenhaufen“ mit einem Schwein, daß von Ameisen angegriffen wird. Im Gästebuch schrieb danach die begeisterte Theater AG aus Schönau: „Wir wollen das Schwein wieder sehen!“ Am Ende diskutierte die Gruppe zum Thema „Waffen im Haushalt – Ja oder Nein“ – u.a. mit Wowereit und Schwarzenegger als Diskussionsteilnehmer.
Hier und Jetzt II zeigte ab 20 Uhr dann die Hackordung auf einem Fischkutter, die Alphabetszene „Brillenkauf auf dem Basar“ und den Diavortrag „Bei Angela Merkel zu Hause“. So erfuhr das Publikum von den vielen Statuen aus Nicaragua, die in ihrer Wohnung stehen und daß Helmut Kohl sie immer noch besucht – um ihr zu erklären, daß er der bessere Kanzler sei und sie nicht wieder kandidieren solle. Hier gewann zunächst die orange Mannschaft mit 120:109 Punkten. Doch das Spiel um Alles oder Nichts konnten die Blauen überraschend mit 24:21 für sich entscheiden und siegten am Ende doch noch.
Weitere Fotos von Hier und Jetzt gibt es Hier!
Dienstag, 15. Juli
Glück mit dem Wetter – trotz ZMF! Auch am Dienstag war es warm, sonnig und der Stadtgarten dadurch gut besucht: über 250 Zuschauer kamen allein zum Auftritt von IdeeFix. Das Publikum sah einen Marathon, in dem eine (glücklicherweise frische) Windel als Requisit in jede Szene eingebaut wurde und als BH (siehe Bild links), als Radhelm, als Schatzkarte, als Gebetsbuch, als Verband, als Taucherbrille und anderes eingesetzt wurde. Beim Echo-Erzählchor sang und spielte die Gruppe das Lied „Der Absturz“, bei dem Hänsel und Gretel vom Dach des Hexenhauses stürzten und bei der Szene „Der Papst auf dem Christopher-Street-Day“ wurden die beiden Spieler (neben dem Papst eine junge Lesbe) von ihren Mitspielern synchronisiert, die sie nette Lieder singen ließen. Die Höchstpunktzahl gab es dann bei der Gefühlsachterbahn mit einer Kuh und einem Fischbrötchen (das erst depressiv war, weil es nicht gegessen wird, dann aggressiv, als es merkt, daß es von einer Kuh gefressen wird und am Ende verliebt als es spürt wie zärtlich die riesige Zunge der Kuh ist: „Käu mich wieder!“). Der Diavortrag handelte von einer „Party unterm Sofa“ (siehe Foto rechts), bei der es Sex und Drogen gab. Insgesamt das spannendste Match des Festivals bisher: Nachdem die blaue Mannschaft zunächst mit 39:36 vorne lag, gab es nach der Papstszene die Wende und die grüne Mannschaft konnte ihre Führung bis auf 98:93 ausbauen. Doch nach der sechsten Disziplin stand es plötzlich 118:116 für Blau (das Fischbrötchen hatte die Wende gebracht). Die Blauen siegten zunächst mit 141:138, nahmen dann aber die Herausforderung zum Spiel um „Alles oder nichts“ an, wo sie beim Zappen knapp mit 20:22 Punkten unterlagen und somit den Sieg verschenkten.
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Bereits um 18 Uhr hatten die Spielzeugen ihren allerersten (!) Auftritt. Ihr Trainer, Konrad Anton war zufrieden und schrieb dazu:
„Die Spielzeugen starteten in ihren ersten Auftritt überhaupt mit einem Fragespiel. Und hätte er nicht gelegentlich Aussagesätze benutzt, vielleicht wäre „der alte Paulus“ tatsächlich zu seinem Kaffee gekommen. Im Zappen führte der Weg vom Eiffel-Sprung-Turm auf die Müllkippe direkt über den Mond, mit freundlicher Unterstützung eines Herstellers von Energieumwandlern, die Fußballspiele in elektrischen Strom umwandeln. Nach drei tragischen Todesfällen an der Lidl-Kasse bei den Stimmen aus dem Jenseits forderte der Moderator die gesamte Spontaneität der Spieler, als es an die „Neue Wahl“ mit erstem Satz „die Schnecke ist zertreten“ ging (Tipp: sagen Sie einer Frau niemals, sie gehe „wie ein Panzer“!). Im darauf folgenden Spiel führte der Stau auf der Straße zum Flughafen Tegel eine Taxifahrerin samt Fahrgast auf eine Gefühlsachterbahn mit Happy End. Im Reigen nahmen die sechs Spielerinnen und Spieler die Vorgabe einer „Oma, die einen Bauernhof hat und Kreuzworträtsel löst“ zum Anlass, das gewonnene Geld am Strand von New York zu verpulvern. Im Synchro-Replay wurde aus dem Fahrrad mit kaputten Lenker (das nach Aussage eines jungen Spielers der unnützeste Gegenstand in seinem Keller war) im zweiten Durchgang durch unvoreingenommene Zweitstimmen ein vielseitiger Benzinrasenmäher. Danach gaben die Spielzeugen noch einmal eine Zusammenfassung der Show im Schnelldurchlauf, was ja an sich schon als Zugabe gedacht war, aber weil das Publikums immer noch nicht genug hatte, legten sie als zweite Zugabe noch einen Marathon drauf, in der Variante mit durch einen freundlichen Puppenspieler aus dem Publikum vorgegebener Körperhaltung. Und dann war er vorbei, der gelungene erste Auftritt.“
Mittwoch, 16. Juli
Der Fluch des ZMF-Wetters hat wieder zugeschlagen: Wie schon am Sonntag gab es heftige Regengüsse, allerdings z.T. perfekt getimt, denn der erste (und heftigste) Guß begann genau mit dem letzten Ton des Abschiedsliedes von Unverblümt (die deshalb gerade noch die Spenden-Gelder sammeln konnten) und endete 10 Minuten vor Beginn des Auftritts der Spontanellen. So füllte sich der Stadtgarten noch rechtzeitig und ca. 220 Zuschauer sahen den letzten Auftritt der Gruppe mit ihrem Trainer und Moderator Christian M. Schulz, da sich die Spontanellen nach ihrer dreijährigen Ausbildung bei Schulz im Herbst selbständig machen werden. Und als es ca. 30 Minuten nach Auftrittsbeginn wieder zu regnen begann, wurden das Publikum einfach unter das Dach des Pavillons geholt. So wurde es zwar sehr eng aber auch sehr gemütlich, manche Zuschauer saßen beinahe auf dem Schoß der Spieler und genossen sichtlich die Chance, ihren Idolen so nah sein zu können. Außerdem inspirierte die Nähe auch die Spieler, die bei der Premiere des CD-Samplers zur Höchstform aufliefen (fetzig: Angelika Pankow) und dann eine spannende Gefühls-Achterbahn mit einem Mörder (ausdrucksstark: Arne Busch) und seinem Opfer (leidenschaftlich: Ulrike Brechter) zeigten. Rechtzeitig zur längeren Geschichte „Wo sind meine Socken“ (Das klingt nach einem Lied) konnten die Zuschauer auf ihre regulären Plätze zurückkehren und die Bühne der spannenden Geschichte um ein zerstrittenes Ehepaar (dramatisch: Ralf Fees und Inka Heile) überlassen, denn der Regen dauerte nur knapp 25 Minuten. Toll: fast alle Zuschauer ließen sich von den regenbedingten Umzügen nicht abschrecken und blieben bis zum Ende der Aufführung. So kamen sie auch noch in den Genuß des Musik-Replays, bei der die Szene „Termiten im Sägewerk“ als Rap und als Obertongesang wiederholt wurde (mit Inga Menke, Klaus Rudolph und Frank Hofmann als aggressiven Termiten). Durch die gute und kreative Begleitung des Keyboarders Andreas Bohl gelangen der Gruppe in den drei musikalischen Disziplinen gute und eingängige Lieder. Bohl hat sich bis zum Ende des Festivals übrigens einen Improtheater-Ehrenpokal verdient, weil er außer bei den Spontanellen und bei Impro con Carne, seinen beiden regulären Gruppen, auch noch als Gastmusiker bei Unverblümt und bei UNGEFILTERT spielte und am Freitag auch beim Champignon Musik machen wird.
Hoffentlich lassen sich die Zuschauer am Freitag (und Donnerstag) nicht von möglichen Regengüssen abhalten, in den Stadtgarten zu kommen: Allein die improvisierte Musik von Bohl (und seinem Musiker-Kollegen Karsten Kramer von FREISTIL) lohnt den Besuch der Auftritte.
Mehr Fotos von den Spontanellen gibt es: Hier
Donnerstag, 17. Juli
Jemand hat wieder seine schützende Hand über das Festival gehalten. Nachdem es den ganzen Tag immer wieder geregnet hatte, gab es eine Regenpause, die um 17:30 begann, d.h. kurz vorm Auftritt von Impro con Carne, und erst um 21:50 endete (kurz nach dem Ende des FREISTIL-Auftritts). So kamen viele Zuschauer (allein bei FREISTIL waren es ca. 280), blieben trocken – und waren begeistert. Mit nur vier Schauspielern (und einem hervorragenden Musiker: Am Keyboard – frisch vom ZMF gekommen: Karsten Kramer) zündete FREISTIL ein Feuerwerk des Improtheaters mit Tempo, Witz, Liedern, Spannung und viel Spontaneität. Es begann mit dem ABC-Spiel „Bei der Beichte“ bei dem Xenia (Nicole Djandji) beim Pfarrer (Christian M. Schulz) schon wieder einen kleptomanischen Anfall beichtet, dieser sie auf den Weg Gottes lenken will – und später in sein Bett (was ihm nicht gelingt). Dann gab es ein Zappen mit den vier Orten „Müllkippe“ (herrlich: Achim Freund als Ratte), „Tiefgarage“ (Djandji als Gangsterin in einem Kampf mit einer anderen Gang), „Im Watt“ (Schulz als Teilnehmer einer biologischen Exkursion – die Zuschauer als Watt-Krabben) und „Im Baumhaus“ (Christoph Hüllstrung als Vater, der seine drei Kinder mit Gewalt vom Baum holt). Das anschließende Drehbuch „Der große Graben“ (Autor: Schulz) handelte von Anton (Freund), einem Wahnsinnigen, der aus der Psychiatrie entkommt und mit einem riesigen Bagger die Fußgängerzone Freiburgs aufreisst. Die Krankenschwester Petra (Djandji) versucht, ihn mit Hilfe des schönen aber dummen Polizisten Thomas (Hüllstrung) zu stoppen, wobei die beiden aber beinahe totgefahren werden – und sich Thomas in Petra verliebt, die ihm das Leben rettet. Viele ahnungslose Passanten (acht Zuschauer) fallen laut schreiend in den tiefen Graben. Schließlich beschließen Petra und Thomas den Graben mit Rheinwasser zu fluten. Anton kommt in der Flutwelle (Djandji und Hüllstrung) um und am Ende rudern Petra und Thomas in einer Gondel über den so entstandenen Kanal, der vor allem italienische Touristen anlockt. Beim Grand Prix sang eine Gruppe aus China ein Lied über die Vorbereitungen auf die Olympiade mit dem Refrain: „Tschen-Do Olympia, Olympia Tschen-Do“. Und der Reigen begann „In der Nase“ – es war die Nase der Freiheitsstatue in New York, wo der Terrorist Robert (Schulz) eine Bombe legt, die aber nicht zündet. Seine Chefin (Djandji) ist sauer, genau wie der Auftraggeber Bin Laden (Freund). Ein Undercover-Agent (Hüllstrung), getarnt als syrischer Terrorhelfer, bietet an, beim Bombenbau zu helfen. Doch die Bombe wird von ihm sabotiert. Robert enttarnt ihn und entdeckt, daß es sein eigener verkleideter Bruder Johannes ist. Beim Kampf der beiden fliegt die Bombe ins Meer, wo durch die Explosion die Fische (die Zuschauer) alle sterben. Robert und seine Chefin beschließen, die Fische einzusammeln und als Lebensmittelspende nach China zu schicken um die Beziehungen zu diesem Land zu verbessern. Die weiße Mannschaft führte am Ende knapp mit 111:108, doch das Spiel um Alles oder Nichts gewann die rote Mannschaft mit 24:20. Das Publikum hatte sich die Szene „Die überflutete Toilette“ gewünscht (kein Impro-Auftritt ohne Kloszene!) und diese Szene wurde als mittelalterliche Weise und als Oper wiederholt mit einem gut aufgelegtem Schulz als Klobenutzer der durch die Spültaste eine gigantische Überschwemmung auslöst, Djandji, seine Frau, die bei der Überflutung genauso umkommt wie der Putzmann (Hüllstrung), der es nicht schafft den Haupthahn abzustellen. Trotz der eher kühlen Witterung blieben die begeisterten Zuschauer bis zum Ende – und waren enttäuscht, als es keine Zugabe gab (da alle Aufführungen nur bis 22 Uhr gehen dürfen). Insgesamt ein runder Abend mit hervorragenden Schauspielern, denen man den Spaß am Spiel in jeder Sekunde anmerkte.
Mehr Fotos von der Aufführung gibt es Hier.
Freitag, 18. Juli
Bei gutem Wetter erlebten über 400 Zuschauer den Abschluß und Höhepunkt des Open Air Festivals, den Champignon, bei dem der beste Spieler des Abends gesucht wird. Dieses Format wird nur einmal jährlich in Freiburg gespielt. Zwölf Spieler/innen aus neun verschiedenen Theatersport-Gruppen gingen an den Start und spielten in fünf Runden zum ersten Mal miteinander – also ein einmaliges Ereignis. Als Musiker war der unermüdliche Andreas Bohl (von den Spontanellen) dabei, der damit einen Rekord aufgestellt hat, denn als erster Musiker spielte er gleich bei fünf Auftritten des Festivals! Als Spieler/innen traten an: Achim (FREISTIL), Arne (IdeeFix), Bianca (Impro con Carne), Britta (IdeeFix), Christoph (Impro con Carne), Ellen (Buchstabido), Inka (Spontanellen), Norman (UNGEFILTERT), Philipp (Hier und Jetzt), Silke (Hier und Jetzt), Ulrike (Spielzeugen) und Wolfgang (Unverblümt). Die Moderation übernahm Schulz (FREISTIL), der gewohnt souverän und unterhaltsam durch den Abend leitete und sich besonders bei Inka bedankte, die spontan für eine erkrankte Kollegin eingesprungen war und erst zwei Stunden vor Auftrittsbeginn erfuhr, daß sie beim Champignon auftreten sollte! Das Publikum bekam eine Maschine zum Thema „Ohrstäbchen“ zu sehen, die Geschichte „Der sibirische Grenzverkehr“ als Erzählchor, die Synchronisations-Szene „Der Überfall im Kaufhof“ und die Gefühls-Achterbahn zwischen einem „Totengräber“ und einer „Scheintoten“. Beim Grand Prix gab es eine Gruppe aus „Togo“ und beim Zappen gab es u.a. die herrliche Szene, wie im „Kreißsaal“ ein Mann (Norman) ein Kind (Achim) zur Welt brachte (siehe Foto rechts). In der vierten Runde wünschte sich das sehr kreative Publikum die ABC-Szene „Im Kosmetiksalon“, das gemeinsame Lied „Ich hab mich beim Rasieren geschnitten“ und den Diavortrag „Yoga für Kühe“, bei dem es Philipp als Ochse auf dem Dia gelang, minutenlang unbeweglich im Kopfstand zu bleiben! In die fünfte und letzte Runde schafften es dann nur sechs Spieler, nämlich Bianca, Britta, Norman, Philipp, Silke und Wolfgang – und damit zwei Spieler, die erst seit einem Jahr Improtheater machen! Die anderen hatten alle weniger als 80 Punkte erreicht und mußten deshalb ausscheiden – was von vielen Zuschauern laut bedauert wurde. In der letzten Runde gab es dann beim die Geschichte „Der wütende Piranha“ mit Britta als Piranha (Das klingt nach einem Lied), und die Szene „Der Erbsenzähler“ wurde als Western und als Ballett wiederholt (wobei die drei Spieler das neue Genre „Operetten-Ballett“ erfanden, denn sie sangen bei ihren schwierigen Tanzschritten auch noch). Am Ende lag Norman knapp mit 107 vorne und wurde von den anderen Spieler/innen und dem Publikum als Champignon 2008 gefeiert. Vize-Champignon mit 106 Punkten wurde Britta. Ein toller Abschluß des Festivals, der allen viel Spaß gemacht hat. Der einzige Wermutstropfen war das eher knauserige Publikum das – bis auf wenige rühmliche Ausnahmen – mit den freiwilligen Spenden sehr geizte. Da sich das Festival allein aus dem Hutgeld finanziert und die Kosten gestiegen sind, bleibt so für die Akteure nicht viel übrig. Schade, daß den Zuschauern zwei Stunden gute Unterhaltung so wenig wert ist. Aber vor allem schade, daß es bis zum nächsten Open Air Festival noch ein ganzes Jahr dauert…
Mehr Fotos von der Aufführung: Hier
Nach den Auftritten ließen die meisten Gruppen den Abend noch in der Pizzeria Firenze am Siegesdenkmal ausklingen. Schulz, der von Montag bis Freitag dort mit fünf verschiedenen Gruppen seinen üblichen Salat aß, wurde vom Kellner schon begrüßt mit „Ach so, Sie nehmen ja wieder nichts zu trinken.“ Doch zum Erstaunen des Kellners und vor allem seiner Kursteilnehmer/innen bestellte Schulz an diesem Abend nicht nur ein Putensteak mit Pommes zu seinem Salat (er sei wegen dem Streß des Festivals nicht zum Mittagessen gekommen), sondern auch eine Apfelsaft-Schorle(!). Einem Spieler gelang es sogar, ein Beweisfoto zu schießen, obwohl Schulz das zu verhindern suchte (siehe Bild rechts). Somit kann inzwischen nachgewiesen werden, daß Schulz, der sonst in Kneipen nie ein Getränk bestellt aber zur Tarnung gerne mit fremden Gläsern (oder Vasen!) anstößt und das mit einer Mischung aus Sparsamkeit und Gesundheit begründet (er wolle nicht seine Magensäfte beim Essen verdünnen!), tatsächlich etwas trinkt. Alle die dem Ereignis beiwohnen durften, berichteten später aufgeregt in ihren Gruppen von diesem historischen Erlebnis.
Montag, 21. Juli
Improspieler/innen sind attraktiv! Nicht nur daß ein Zuschauer beim FREISTIL-Auftritt laut schrie: „Nicole, ich will ein Kind von dir!“ (und damit die Schauspielerin von FREISTIL – die bereits in festen Händen ist – kurz zum Erröten brachte). Nein, am Montag meldete sich ein anderer männlicher Zuschauer beim Organisator des Festivals und wollte die Telefonnummer einer Spielerin der „Spielzeugen“, in die er sich verliebt habe. Schulz, der diese Gruppe nicht trainiert, gab ihm daraufhin die Nummer des Leiters der Gruppe (einem ehemaligen Kursteilnehmer von ihm) und ist gespannt ob dieser die Nummer der Frau weiter gegeben hat und falls ja – ob aus dieser Romanze etwas werden wird. Er hofft, daß er entsprechende Nachrichten bekommen wird, die er dann natürlich auf dieser Homepage veröffentlichen wird.
Mittwoch, 30. Juli
Heute bekam der Organisator des Festivals eine nette Mail aus Osnabrück (!), von einer Frau, die bei fast allen Aufführungen war und sich jetzt bei Schulz und den Spielern dafür bedanken wollte. Sie schreibt: „Ich bin schon seit vielen Jahren improsüchtig. Angefixt haben mich die phänomenalen Gorillas die 2001 im Ratibortheater in Berlin spielten. (…) Ich habe für die gesamte Festivaldauer in Freiburg Station gemacht. Ich war bei fast allen Matches und hatte einfach Spaß. Das bedeutet mir viel, denn ich habe grade mein Leben ‚aufgeräumt‘, mit anstrengenden aber wichtigen Trennungen von Leuten die mir schaden, unter anderem meine Familie. Also viel Schweres in den vergangenen Monaten. Das Festival hat den leeren Freude-Speicher (Spaß=Luxus) gründlich aufgefüllt und dafür möchte ich Ihnen als Organisator und allen Mitspielern danken. Ganz großes Kino, wirklich! Hier gibt es leider keine Kurse in Ihrem Sinne. (…) Grüße aus dem Norden wo man die Spieler missbilligend mit nassen Schwämmen bewirft oder sie auf Rosen bettet.“
Schulz freut sich, daß Improtheater in diesem Fall sogar zu einer Verbesserung der Lebensqualität nach einer Krisenzeit geführt hat und überlegt, ob er nicht mit den Krankenkassen verhandeln soll, ob sie im nächsten Jahr die Fahrtkosten für weitere Norddeutsche übernimmt, da das billiger (und lustiger) wäre als Beratungsgespräche und Familientherapie.